Fachkräftestrategie präsentiert

Am 24. März 2022 fand die Abschlussveranstaltung des länderübergreifenden Strategieprozesses zur bedarfsgerechten Arbeits- und Fachkräftesicherung statt. Über 30  Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung der Lokalen Aktionsgruppen Lahn-Taunus und Limburg-Weilburg in die Räumlichkeiten der Lebenshilfe Limburg Diez.

„Wenn wir es schaffen, dass die Menschen hier in unseren Regionen bleiben, oder in unsere Region kommen, dann haben wir nicht nur für die Fachkräfte etwas getan, sondern auch für uns als Region. Mit LEADER haben wir gute Möglichkeiten, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, so wurde die Veranstaltung eröffnet durch Silvia Scheu-Menzer, Vertreterin der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Limburg-Weilburg und Bürgermeisterin der Gemeinde Hühnfelden.

Initiiert durch eine Kooperationsvereinbarung der Lokalen Aktionsgruppen Lahn-Taunus und Limburg-Weilburg startete im Oktober 2019 ein länderübergreifender Strategieprozess zur bedarfsgerechten Arbeits- und Fachkräftesicherung. In diesem Prozess tauschten sich Institutionen, Unternehmen und lokale Akteure aus Hessen und aus Rheinland-Pfalz in vier thematischen Arbeitsgruppen zu verschiedenen Ansätzen der Fachkräftesicherung aus und entwickelten gemeinsamen Lösungen, die nun präsentiert wurden.

Sabine Ksoll (Wirtschaftsförderung der Verbandsgemeinde Diez) und Lars Wittmaack (Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Limburg-Weilburg-Diez) resümierten kurzweilig den Prozess der Maßnahmenentwicklung. Eine der entwickelten Maßnahmen ist die neue Informationsplattform für die Region mit allen wichtigen Verlinkungen zum Beispiel zu Jobbörsen, Veranstaltungsseiten oder Immobilienplattformen. Tanja Steeg von der Wirtschaftsförderung Rhein-Lahn gab einen kurzen Einblick in diese Plattform, deren Ziel es ist, für potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer alle wichtigen Informationen zu bündeln.

Für Unternehmen wurde die Maßnahme „Förderangebot-Lotsen“ entwickelt, die eine Unterseite zu den Webseiten der Wirtschaftsförderungsgesellschaften ist und Hinweise zu Fördermöglichkeiten bietet.

Julia Haag von der Agentur für Arbeit Lahnstein/Diez präsentierte ein neues Austauschformat zu Aus- und Weiterbildungsbedarfen. Im Vorfeld zu den jährlichen Bildungszielplanungen möchte die Agentur für Arbeit mit den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern der Region ins Gespräch zu kommen. In einer Art Speed-Dating gibt es zunächst einen Austausch zwischen Arbeitgebern und Bildungsträgern zu Qualifizierungsbedarfen einerseits und dem Angebot andererseits. An diesem Punkt können bereits erste Anregungen zu Angebotserweiterungen aufgenommen werden. Im zweiten Schritt folgt der Austausch zwischen Unternehmen und den Arbeitsagenturen und Jobcentern, die wiederum Anregungen für ihre Beratung von Arbeitssuchenden hinsichtlich gefragter Qualifizierungen sowie für ihre Bildungszielplanungen aufnehmen. Das erste Speed-Dating ist bereits für Mai 2022 geplant.


Ein Projekt, welches im Laufe des Prozesses neu hinzugekommen war, ist das sogenannte „Leuchtturm“-Projekt. Initiator Marcus Glinka von der Schaefer Kalk GmbH & Co. KG stellte das Projekt vor: „Wir haben im Unternehmen sehr interessante Ausbildungsberufe, die niemand kennt. Deshalb bekommen wir auch kaum Bewerbungen für solche Nischenberufe. Das möchten wir gerne ändern“. Ziel des Projekts ist die Umsetzung einer Kampagne zur Erhöhung der Sichtbarkeit von weniger bekannten Ausbildungsberufen mittels vielseitig einsetzbarer Videoclips. Nach einer ersten Kostenkalkulation wurde schnell festgestellt, dass die Finanzierung ein großes Hindernis darstellt. Abhilfe kam von Wirtschaftsförderungsgesellschaft Rhein-Lahn, die die Projektidee aufgriff und an ein dort bestehendes Projekt andockte. Ein erster Pilotclip soll im Laufe dieses Jahres entstehen.

Claudia Maisner von der Handwerkskammer Koblenz stellte ihr Projekt zur Betriebsnachfolge vor. Da in den nächsten Jahren für sehr viele Betriebe im Kammerbezirk die Übergabe des Unternehmens ansteht, ist hier dringender Beratungsbedarf gesehen worden. Daher hat die HWK Koblenz im vergangenen Jahr intensiv an digitalen Werkzeugen wie z.B. der digitalen Nachfolgewerkstatt gearbeitet, in der Übergabe- sowie Übernahmefahrpläne individuell und digital erstellt werden können. Ein weiterer Baustein ist eine Matching-Plattform mit anonymer Datenbank, um Unternehmerinnen und Unternehmer mit potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern zusammenzubringen.

Begleitet wurde der gesamte Strategieprozess vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt. Das Institut erarbeitete die Fachkräftestrategie für den Wirtschaftsraum sowie einen umfangreichen Initiativen-Katalog, der viele bereits bestehende Initiativen zur Fachkräftesicherung in der Region auflistet. Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, fasste zum Ende der Veranstaltung mit einem Blick von außen die Erfolge sowie Hindernisse während des Prozesses zusammen: „Ich bin beeindruckt, was an Maßnahmen entwickelt wurde und wie der Prozess mit Leben gefüllt wurde. Mit einem Blick von außen kann man schon sagen: hier wurde ein erfolgreicher Weg eingeschlagen, den es nun mit vereinten Kräften fortzusetzen gilt“, schlussfolgerte Dr. Christa Larsen.

Die Lokalen Aktionsgruppen Lahn-Taunus und Limburg-Weilburg bewerben sich aktuell zur erneuten Anerkennung als LEADER-Region für die Förderperiode 2023-2029. Mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur weiteren länderübergreifenden Zusammenarbeit wurde der Grundstein zur Fortführung des Prozesses gelegt.

Zum Abschluss der Veranstaltung bekräftigte Michael Schnatz als Vertreter der LAG Lahn-Taunus und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Diez erneut die Wichtigkeit der länderübergreifenden Zusammenarbeit für die Region: „Ich danke den Mitgliedern der Arbeitsgruppen für ihre bisherige, fruchtbare Arbeit. Das Thema Fachkräfte kann man nur gemeinsam angehen, und das haben wir getan. Es hat sich schnell im Projekt ein „Wir-Gefühl“ entwickelt und dieses hat bei allen Akteuren sowohl Motivation als auch Identität geschaffen. Ich freue mich auf die Fortführung der erfolgreichen Zusammenarbeit!“



Falls Sie nicht an den bisherigen Veranstaltungen teilnehmen konnten, sich aber für eine Mitarbeit am Projekt interessieren, setzen Sie sich bitte mit dem Regionalmanagement Ihrer LEADER-Region (Rheinland-Pfalz: Frau Sabine Ksoll, E-Mail: , Tel.: 06432/501-321, Hessen: Herr Lars Wittmaack, E-Mail: , Tel.: 06431/296-422) in Verbindung.

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