Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Lahn-Taunus hat in ihrer letzten Sitzung am 24. April 2018 die Freigabe von Fördermitteln von über 140.000 Euro für drei neue innovative Vorhaben mit Gesamtkosten von knapp 300.000 Euro beschlossen.
Die LAG der LEADER-Region Lahn-Taunus hatte für den fünften Projektaufruf LEADER-Mittel in Höhe von insgesamt 300.000 Euro für innovative Vorhaben bereitgestellt und im Aufruf vom 15. Februar 2018 um die Einreichung von Projektideen geworben. Bis zum Ende der Einreichungsfrist gingen beim Regionalmanagement drei Projektsteckbriefe ein, über die die LAG Lahn-Taunus zu entscheiden hatte.
Die neuen Vorhaben für die Region Lahn-Taunus sind im Einzelnen:
- Die Stiftung Scheuern plant die
Erstellung eines „Stadtteilentwicklungskonzeptes und städtebaulichen
Rahmenplanes“. Als
diakonische Einrichtung der Behinderten-hilfe mit Hauptsitz im Nassauer
Stadtteil Scheuern hatte sie bereits im Jahr 2009 einen Prozess zur Konversion
des Hauptstandortes gestartet und in einem nächsten Schritt die
Weiterentwicklung und Modernisierung des Zentrallagers (Campus) vorangetrieben.
Dem Prozess der baulichen Öffnung und Umgestaltung des Campus soll nun ein umfassender
Beteiligungs- und Planungsprozess vorgeschaltet werden, bei dem bauliche Fragestellungen
einen Schwerpunkt bilden und die ganzheitliche Entwicklung des Campus-Areals im
Zusammenspiel mit dem Ortsteil Scheuern, der Stadt Nassau, den umgebenden
Ortsgemeinden sowie letztlich der gesamten Region betrachtet wird. Auch sollen
weitere Potentiale mit Blick auf einen „regionalen Mehrwert“ der Einrichtung
erarbeitet werden. Zur Lösung dieser komplexen Aufgabenstellung ist die
Erarbeitung eines Stadtteilentwicklungskonzeptes notwendig, welches auf Basis
fundierter Analysen Zielaussagen für die zukünftige Entwicklung trifft sowie
konkrete Maßnahmen und Vorschläge zu deren Realisierung beinhaltet. Angestrebt
wird eine Nutzungsmischung auf dem Campusgelände, basierend auf der aktuell
vorhandenen Infrastruktur. Ein Ort der Begegnung und Kommunikation soll in
Abstimmung mit der Kreisentwicklung und der städtebaulichen Entwicklung der
Stadt Nassau entstehen, mit der Vision, für Menschen mit Behinderungen ein
Leben so normal wie möglich zu sichern und zu fördern.
Für die Erstellung des Stadtentwicklungskonzeptes mit städtebaulichem Rahmenplan beabsichtigt die Stiftung die Beauftragung eines externen Beratungs- und Planungsbüros; für das Projekt ist eine Laufzeit von rund 24 Monaten angesetzt.
Das Vorhaben belegt in der Rankingliste der LAG Lahn-Taunus den ersten Platz mit 20 Punkten und erhält somit eine Premiumförderung. Bei Gesamtkosten von knapp 105.000 Euro werden für das Projekt rund 52.000 Euro aus LEADER-Mitteln bereitgestellt. - Die Evangelische Kirche Klingelbach
plant die Errichtung eines „Luthergartens“. Die Grundidee ist, in mehreren Bauabschnitten einen Garten
in Form eines Rundweges anzulegen, gestaltet mit Pflanzen und anderen
geeigneten Elementen, die nicht nur von Luthers eigenem Lebensumfeld und den
Lebensbedingungen im Spätmittelalter erzählen, sondern vor allem auch geeignet
sind, zentrale Gedanken seiner Theologie lebendig zu veranschaulichen. Der
Luthergarten soll in unmittelbarer Nähe der Barockkirche Klingelbach auf einem
im Abschnitt des Pfarrgartens brachliegenden Grundstück errichtet werden. Im
bundesweiten Ideenwetbewerb der Zeitschrift „Chrismon“ schaffte die Projektidee
es dank vieler Klicks im Frühjahr 2017 unter die Top Ten von über 150 teilnehmenden
Kirchengemeinden.
Bestandteil des Förderantrages ist Bauabschnitt II, in welchem der Hauptweg bis zum Pfarrhaus angelegt werden soll. Die sitz- und begehbaren Terrassenstufen, je drei links und rechts des Hauptweges, sollen als Naturtrockenmauer gebaut werden, die oberste Terrasse als befestigter Laubengang zum Nachbargarten (klösterlicher Kräutergarten). Die vorhandenen Trockenmauern werden saniert, der Zugang vom Friedhof wird auf ca. 2 bis 2,5 m verbreitert. Links und rechts des Zugangs wird ein schmiedeeiserner Bogen in Form eines „Ω“ (gr. Omega) montiert, seitlich mit Kletterrosen bepflanzt. Nördlich der neu anzulegenden großen Sitzfläche (für Taufgesellschaften u.ä.) soll ein Staudengarten mit Insektenhotel entstehen, südlich davon ein pädagogisch angelegter Obstgarten mit Bienenkörben/-haus und Staudenbeet. Freie und beschattete Sitz- und Ruheplätze werden an geeigneten Stellen eingebaut.
Das Vorhaben belegt in der Rankingliste der LAG Lahn-Taunus den zweiten Platz mit 9 Punkten und kommt daher in den Genuss einer Premiumförderung. Von den Gesamtkosten des II. Bauabschnitts in Höhe von 52.000 Euro fließen nun für das Projekt 35.000 Euro aus LEADER-Mitteln. - Die Verbandsgemeinde Nastätten
gemeinsam mit der Ortsgemeinde Miehlen hat das Projekt „flächendeckende
Ladeinfrastruktur“ eingereicht.
Eine Ladesäule soll in Miehlen an der bestehenden Tankstelle, Burgstraße 8,
56357 Miehlen, entstehen. Hier wird die Stromversorgung der Ladesäule über eine
bereits vorhandene Photovoltaikanlage der Tankstelle erfolgen und somit über
regenerative Energien. Eine weitere Ladesäule soll in Nastätten an einem
innenstadtnahen Standort aufgestellt werden. Ziel ist, speziell im ländlichen
Raum Lademöglichkeiten für die Allgemeinheit anzubieten, um die Etablierung der
Elektromobilität voranzutreiben und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu
leisten. Es ist geplant, dass die Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal eG
(EGOM), 56357 Strüth, mindestens 1 Elektromobil in Miehlen zum CarSharing stationiert.
Auch der laufende Betrieb der Ladesäule (Kundenregistrierung, Stromabrechnung
etc.) soll durch die EGOM wahrgenommen werden.
Das Vorhaben hat durch die LAG Lahn-Taunus eine Bewertung mit 6 Punkten erhalten und somit eine Grundförderung zugesprochen bekommen; es wird mit 19.500 EUR aus LEADER-Mitteln finanziert, bei Gesamtkosten in Höhe von 30.000 EUR.
Ehrenamtliche Bürgerprojekte
Auch in diesem Jahr werden ehrenamtliche Bürgerprojekte durch das Land Rheinland-Pfalz gefördert: für 2018 stehen insgesamt 15.000,00 € in der Region Lahn-Taunus zur Verfügung. „Aus den Erfahrungen im Jahr 2017 wissen wir, wie erfolgreich wir für kleinere Projekte in einem schlanken und einfachen Verfahren eine Förderung umsetzen können“, so der LAG-Vorsitzende und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Diez, Michael Schnatz. „Vor diesem Hintergrund habe ich mich sehr darüber gefreut, dass unserer Lokalen Aktionsgruppe auch im Jahr 2018 wieder Landesmittel für die Förderung ehrenamtlicher Bürgerprojekte zur Verfügung gestellt werden. Somit haben wir in unserer Region Lahn-Taunus erneut die Möglichkeit, gemeinnützige Organisationen, Vereine, Interessenverbände oder auch lose Zusammenschlüsse von Einzelpersonen mit bis zu 2.000 EUR zu unterstützen“. Hierfür ist zunächst eine formlose Anfrage an das Regionalmanagement zu stellen; eine Arbeitsgruppe der Lokalen Aktionsgruppe entscheidet dann über die vorgeschlagenen Bürgerprojekte, die zu den Handlungsfeldern „Natur, Umwelt und Klima“ sowie „Arbeit mit, für und am Menschen“ passen und damit den LEADER-Zielsetzungen der LILE (der lokalen integrierten ländlichen Entwicklungsstrategie) entsprechen. Weil bürgerschaftliches Engagement im Fokus dieser Art der Förderung steht, sind parteipolitische Initiativen, Kommunen und Unternehmen nicht antragsberechtigt.
Nächster Projektaufruf
Die LAG Lahn-Taunus hat in der gleichen Sitzung beschlosen, dass der nächste Projektaufruf am 13. August 2018 starten und am 17. September 2018 enden wird. Private und öffentliche Antragsteller können in diesem Zeitraum wieder ihre Vorschläge für innovative Vorhaben beim Regionalmanagement einreichen. Über die dann eingegangenen Projektsteckbriefe wird die LAG in ihrer nächsten Sitzung am 15. Oktober 2018 beraten und entscheiden.
Der Projektaufruf wird ab dem 13. August 2018 auf dieser Homepage und in den Amtsblättern der Verbandsgemeinden zu finden sein.